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Burgdorf, Schweiz

Die Nüchternheit des neuen Jahres

Der Januar

Die Weihnachtszeit ist vorbei, Silvester ist vorbei und der drei Königstag liegt seit gestern auch hinter uns.

Das neue Jahr nimmt langsam an Fahrt auf.

Ich gebe es offen und ehrlich zu: Ich bin selten so desillusioniert in ein neues Jahr gestartet und ich habe selten die Weihnachtsdeko so früh wieder weggeräumt wie in diesem Jahr. Die Nüchternheit des Januars hat mich früher eingeholt als sonst. Aber vielleicht ist es auch verständlich, denn geändert hat sich für mich nichts, nur die Jahreszahl hinter den Rechnungen und hinter dem Datum.

Die Coronazahlen explodieren zur Zeit überall. Überall hofft man, dass diese Pandemie nun endlich, ENDLICH endemisch wird. Doch was bis dahin?

Impfen, impfen, impfen, Impfpflicht(?), Einschränkungen für Ungeimpfte aber zunehmend auch für Menschen, die nicht geboostert sind und viel blabla Seitens der Politik und noch mehr "Spaziergänge" von selbsternannten "Querdenkern" und Menschen, die sich gegen die, von ihnen aus gesehen, übertriebenen Massnahmen der "Corona-Politik" wehren oder gar in einer "Diktatur" wähnen. Irgendwo habe ich einen Tweet gelesen mit Stichworten, die die Misere aufzeigen sollten: Freiheitsbeschränkung, Meinungsbeschränkung, diktatorische Verhältnisse, Impfzwang und sonst noch 2 oder 3 solcher Schlagworte. Ich hielt kurz inne und überlegte ernsthaft, ob mit dem Tweet womöglich die Missstände in Nordkorea aufgezeigt werden sollten? Leider meinte der oder die Verfasserin tatsächlich Deutschland. Eigentlich zum Lachen, wenn es nicht so tragisch wäre.

Seit 2 Jahren leben wir nun mit der Pandemie. In den Gesundheitsämtern hat sich scheinbar nix geändert. Die Digitalisierung hat diese Behörden offensichtlich nicht erreicht. Nach wie vor werden die Zahlen nicht komplett erfasst, oder mit Verspätung, weil die Stellen über die Feiertage nicht oder ungenügend besetzt sind und die Daten dann, irgendwann per Fax(!) weitergeleitet werden. Warum probieren sie es nicht gleich mit Morsen? Mit den modernen Leiserpointern würde das sicher gut funktionieren und jede Menge Papier sparen...

Seit dem neuen Jahr hängt an der KiTa Eingangstür ein Schreiben, dass man jetzt auch Kinder ab 5 Jahren impfen könne und soll. Es sei Schutz für die Kinder und deren Mitmenschen. Aber ist es wirklich nun wieder an den Kindern in die Bresche zu springen für die Erwachsenen, die sich partout nicht impfen lassen wollen? Ist es nicht vor allem eine Pandemie der Erwachsenen? Haben die Kinder nicht schon am meisten eingebüsst und zurückgesteckt, neben den üblichen Verdächtigen wie den allgemeinen Freiberuflichen, den freiberuflichen Menschen im Kunstsektor, der Gastronomie und der Hotellerie?


Die lieben guten Vorsätze

So nach dem Motto "Neues Jahr neues Glück" boomen nun auch wieder die Diäten und guten Vorsätze.

Was habt ihr Euch, liebe Leserin und lieber Leser, vorgenommen?


Ich verrate Euch, was ich mir vorgenommen habe in diesem Jahr:


Ich möchte weiterhin regelmässig diesen Blog schreiben.

(Vorsatz 1 wird schon mal umgesetzt! ;) )


Ich möchte mir folgende Rollen komplett erarbeiten:

-Salome von Richard Strauss

-Gutrune und die 3. Norne aus der Götterdämmerung von Richard Wagner

-Chrysothemis aus Elektra von Richard Strauss

Dann möchte ich Elisabeth aus Tannhäuser und Elsa aus Lohengrin wiederholen.


Weiter erarbeite ich mir zur Zeit ein zeitgenössisches Liederprogramm für den März dieses Jahres mit Schweizer Komponistinnen und Deutschen Komponist*innen.


Ich möchte im Konzertbereich die Johannespassion von J.S. Bach und Carmina Burana wiederholen und auf meine jetzige Stimme einstellen.

Fertig studieren möchte ich endlich das Verdi Requiem.

Neu lernen das Stabat Mater von Dvorak.

Weiterhin begleiten wird mich das Marienleben von Hindemith. Vielleicht liesse es sich auch mit Tänzer*innen kombinieren, damit es für das Publikum noch zugänglicher würde? Das möchte ich genauer erörtern, ich halte Euch darüber auf dem Laufenden.


Dann möchte ich mich auf die Suche gegeben nach Orten, wo das Program "Gebete in der Oper und im Oratorium" wieder aufgeführt werden könnten, wenn es dann wieder möglich ist.

Ihr seht: Es liegen bei mir viele konkrete Pläne vor, die ich auf jeden Fall mit viel Freude umsetzten werde und ich denke, dass mir noch das eine oder andere Werk unterkommen wird, das ich jetzt noch nicht im Blick habe oder das ich lernen werden muss.


Und sonst? Es gibt ja nicht nur den Gesang...

Sonst habe ich mir vorgenommen mich weiterhin regelmässig zu bewegen. Sei es mit joggen, spazieren oder auch wieder mehr Yoga. Ich versuche dabei die Bewegung mehr in den Alltag einzubauen. Statt mit dem Fahrrad laufe ich zum Bahnhof vor zum Beispiel. Und ich möchte die Bewegung und die Natur noch mehr mit meiner Familie teilen.


Ich möchte weniger konsumieren. Das heisst weniger Dinge oder wenn dann gebraucht kaufen. Mein Kleiderschrank ist gut bestückt. Wenn ich da etwas kaufe, dann Secondhand, mit Ausnahme von Schuhen. Das einzige, was ich weiterhin ab und zu kaufen werde sind wohl Bücher, wobei ich mich sehr freue, dass es immer mehr Bücherboxen gibt, wo man Bücher tauschen kann.

Ich möchte Jalia ein grösseres Konsumbewusstsein ermöglichen. Lieber gehe ich mit ihr in die Natur, damit sie das, was uns umgibt zu schätzen lernt. Das soll uns nicht davon abhalten ab und zu Bummeln zu gehen oder wie man in der Schweiz sagt "lädele" also von einem Laden in den nächsten und Dinge anschauen gehen, aber eben nicht zwingend kaufen.


Ich möchte insgesamt weniger Zeit auf den Social Media Kanälen verbringen, beziehungsweise die Zeit einfach weiser und effizienter Nutzen. Es bringt mir rein gar nichts wenn ich Stundenlang gucke, was XY gerade macht, oder was QV wieder auf Facebook oder Instagram gepostet hat. Im Gegenteil: Diese Scheinwelt frisst mir Zeit, die ich in der Realität woanders besser einsetzten und nutzen kann.

Dasselbe gilt für Nachrichten. Einmal, vielleicht zweimal am Tag möchte ich sie konsultieren, dass ich auf dem Laufenden bin, aber nicht mehr. Ständig mit negativen Nachrichten oder steigenden Zahlen etc. bombardiert zu werden empfinde ich als zermürbend. Gerade unter den Kreativen gibt es einige, vor allem Schriftsteller, die seit Jahren keine Nachrichten mehr konsultieren, weil sie sagen, es würde ihnen einen Teil ihrer Kreativität und ihres eigenständigen Denkens einschränken beziehungsweise beschneiden. Das ist vielleicht eine etwas radikale Herangehensweise.

Doch generell glaube ich, dass dieses ständig erreichbar sein, ständig auf dem neusten Stand sein uns nicht gut tut. Ich möchte wieder über grössere zeitliche Abschnitte konzentriert arbeiten können, an einer Sache. Ich geb es zu: Ich bin nicht Multitasking, auch wenn es total schick ist Multitasking zu sein!

Und der für mich wichtigste Vorsatz für dieses Jahr: Meine Aufgaben mit Freude machen und Spass haben an dem, was ich mache, egal was um mich herum geschieht.


Wünsche im neuen Jahr

Was wünscht Ihr Euch für das neue Jahr, liebe Leserin und lieber Leser?

Einer meiner sehnlichsten Wünsche ist, dass uns dieses Jahr wieder ein "normaleres" oder gar "normales" Leben möglich wird. Ein Leben, das wieder planbar wird mit Auftritten, mit Konzerten, mit Publikum, mit Reisen, mit Festen, mit Zusammensein. Kurzum mit dem, was unser menschliches Dasein bereichert und auch wertvoll macht.

Ich wünsche mir, dass meine Familie und meine Freunde möglichst gesund durch diese Zeit kommen. Mit gesund denke ich nicht nur an Corona, schliesslich gibt es leider noch genug andere Möglichkeiten zu erkranken, sei es physisch oder psychisch.

Ich wünsche mir viele wunderschöne musikalische Momente und Begegnungen, auch im allgemeinen Sinn, die mein Leben und Musikerdasein bereichern.

Ich wünsche uns allen Zuversicht, Toleranz, gegenseitiges Verständnis, aber auch gegenseitige Unterstützung und Kraft für alle Stürme, die es noch zu meistern gilt.

Ich wünsche mir, dass wir alle gestärkt und klarer aus der jetzigen Situation hervorgehen mögen.


Jemand, der selbst in den dunkelsten Zeiten seines Lebens die Zuversicht und den Glauben an das Gute nie verloren hat, war Dietrich Bonhoeffer. Eines seiner eindrucksvollsten Gedichten, das er im Gefängnis im Dezember 1944 geschrieben hat in einem Brief an Maria von Wedemeyer, ist für mich "Von guten Mächten". Ganz unabhängig davon ob wir selber nun an einen Gott glauben, spirituell sind oder nicht.

Dieses Gedicht möchte ich Euch nicht vorenthalten:


Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr. Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil, für das du uns geschaffen hast. Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand. Doch willst du uns noch einmal Freude schenken an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, dann wolln wir des Vergangenen gedenken, und dann gehört dir unser Leben ganz. Lass warm und hell die Kerzen heute flammen, die du in unsre Dunkelheit gebracht, führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht. Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, all deiner Kinder hohen Lobgesang. Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.


In diesem Sinne wünsche ich Euch allen von Herzen ein frohes, gesundes, neues Jahr mit viel Kraft und Energie. Ich wünsche Euch, dass viele Eurer Wünsche wahr werden und dass ihr die Kraft habt Eure Vorsätze in Tat umzusetzen.

Ich freue mich sehr, wenn Ihr mich weiterhin beim lesen meines Blogs begleitet!



Gorinsee am 1.1.2022












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