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Burgdorf, Schweiz

Adventslieder einst und heute

Aktualisiert: 10. Apr. 2021



Wenn wir diese Tage das Radio einschalten klingen uns immer öfter Weihnachtslieder entgegen. Es sind nicht einmal mehr 10 Tage bis Heiligabend.

In Deutsch, in Englisch, manche Poppig modernsiert, manche sehr modern und andere alt hergebracht.

Doch woher kommen die Weihnachtslieder?

Heute werden bei uns Weihnachtslieder auch mit Winterliedern stark assoziiert und manchmal gleichgesetzt so wie zum Beispiel "Schneeflöckchen, Weissröckchen".

In der Englischen Tradition wird unterschieden zwischen "Christmas Carol" die auf die mittelalterliche Tradition der "Carols" zurückgehen und an einen religiösen, weihnachtlichen Inhalt gebunden sind und "normalen" Winterliedern.

Unsere Tradition der Adventsgesänge und Weihnachtslieder reicht weit zurück und stammt, wie viel Musik, aus der Kirchenliturgie.

Einer der ältesten, belegten Weihnachtsgesängen wurde 1380 niedergeschrieben "Gelobet seist Du Jesu Christ" als Sequenz für die Weihnachtsmesse. Im frühen Mittelalter wurden Weihnachtslieder fast ausschließlich in der Kirche gesungen und nicht im Privatbereich. Es gab Lateinisch-Deutsche Mischformen, die sich bis heute gehalten haben wie wir es von "In Dulce jubilo" her kennen. Oft enden diese sehr alten Weihnachtslieder mit "Kyrie eleison" also "Herr erbarme dich". Diese Weihnachtsgesänge werden dadurch auch als "Leisen" bezeichnet.

Die Klöster waren ein wichtiger Teil der Kirche. In den Frauenklöster entstand die Tradition des "Kindelwiegens" also der Wiegengesänge zur Erinnerung an die Geburt Jesu um 1300 herum. Das "Kindelwiegen" war der Vorläufer des heutigen Krippenspiels. Dabei wurde eine Wiege mit einer Wachspuppe als Jesuskind ohne Maria und Joseph, während einer Feier gewiegt, manchmal tanzten die Menschen auch dazu. Von Region zu Region war das "Kindelwiegen" unterschiedlich gestaltet. Ein Lied aus dieser Zeit ist "Joseph, lieber Joseph mein".

Der Reformator Martin Luther war ein Wegbereiter des Weihnachtssingens mit der Gemeinde und während des Gottesdienstes. Er wollte, dass das Volk die Liturgie und die Bibeltexte verstehen, daher hat er die Bibel in die Deutsche Sprache übersetzt. Genauso machte er es mit den Weihnachtsliedern. Er übersetzte bekannte Lateinische Texte in die Deutsche Sprache und verband diese mit bekannten Melodien. Ein Lied aus dieser Zeit, das wir bis heute kennen ist "Vom Himmel hoch". Martin Luther stiess damit eine richtige protestantische Schaffensphase der Lieder an.

Im 17. Jahrhundert war Paul Gerhard, der protestantischer Pfarrer war und sehr viele Gedichte geschrieben hatte, einer der Wegbereiter der Lieder für die privaten Andachten, die sich dann in den Hausgebrauch übertrugen. Johann Sebastian Bach hat viele seiner Texte vertont.

Von Gerhard ist unter anderem "Ich steh an Deiner Krippen hier" bis heute erhalten.

Ab dem 19. Jahrhundert fanden immer mehr Weihnachtslieder aus anderen Ländern wie Italien mit „O sanctissima, o purissima, dulcis virgo Maria“ das wir als "Oh Du fröhliche" kennen, Frankreich mit "Les anges dans la Campagne" uns besser bekannt als "Höret der Engel helle Lieder" , Böhmen mit "Kommet ihr Hirten" oder England mit "The first Noel" Einzug in unsere Weihnachtsstuben.

In der DDR entstanden neue, nicht religiös gebundene Weihnachtslieder wie "Sind die Lichter angezündet" oder " Tausend Sterne sind ein Dom".

Eines meiner Lieblingsweihnachtslieder ist "Maria durch ein Dornwald ging". Den Text habe ich unten für Euch aufgeschrieben. Ein Video mit der Musik folgt bald noch! Es wurde 1850 das erste Mal komplett niedergeschrieben mit 7 Strophen und zwar als Wallfahrtslied im Katholischen Eichsfeld. Der Ursprung des Liedes wird aber im 16. Jahrhundert vermutet.

Im Andenacher Kirchenliederbuch von 1608 findet sich ein Lied mit dem Titel "Jesum und seine Mutter zahrt "mit dem Vermerk „nach der Melodie Maria ging durch diesen Wald“. Darin vermuten viele den Ursprung von "Maria durch ein Dornwald ging".

Dieses Lied wecken in mir lebhafte Bilder. Ich sehe vor meinem inneren Auge den ausgedorrten, dunklen, traurig wirkenden Dornwald, der scheinbar alle Hoffnung verloren hat. Dann kommt die junge Frau Maria. Auf einmal wirkt die Gegend wie verwandelt. Licht kommt in die Szene. Es ist als würden die Dornen sich voller Zärtlichkeit zu Maria neigen und ihre hinterher fühlen. Aber nicht nur wegen der jungen Frau mit dem reinen Herzen, sondern viel mehr, weil die Dornen spüren, dass etwas unglaubliches geschieht: In ihr wächst der Erlöser der Welt heran, als unschuldiges Kind, das unter Schmerzen geboren werden muss, wie jedes andere Kind auch, das später noch viel mehr Schmerzen und den Tod auf sich nimmt, damit die Menschheit von ihren Sünden erlöst werden kann.

Doch die Dornen erkennen jetzt schon, wer dieses Kind ist und es erfüllt sie mit Hoffnung und mit neuem Leben, dass sie wieder Rosen zum erblühen bringen.

Im Lied finden wir die Zeile "7 Jahren kein Laub getragen". Die Zahl 7 begegnet uns in der Bibel sehr oft. Gott hat die Erde in 6 Tagen erschaffen und am 7. ausgeruht. Es waren 7 Stämme Israels. Es waren 7 gute, fette Jahre mit guter Ernte und 7 schlechte Jahre mit Dürren, die über Ägypten kamen, so wie es Josef aus den Träumen des Pharaos voraus sagte. Es waren 7 Plagen, die den Pharao heimsuchten, weil er das Volk Israel nicht ziehen liess bei Moses. Doch 7 ist auch 3 plus 4: Geist und Seele einerseits und Körper anderseits ergeben ein Ganzes, das Menschliche. Die 3 steht für die Dreieinigkeit Gottes: Gott, heilige Geist und Jesus, somit für das Geistig-Seelische im Menschen. Die 4 ist die Zahl der Elemente und steht somit für die weltlichen Dinge. Die 7 einigt also alles Geistig-Seelische mit dem Weltlichen. In Gräbern finden wir oft 7 Ecke als Symbol der Vollkommenheit und der ewigen Ruhe.

Schon früh haben die Babylonischen Gelehrten am Himmel 7 Wandelsterne erkannt, die man von blossem Auge beobachten konnte: Die Sonne, den Mond, Jupiter, Venus, Mars, Saturn und Merkur. Sie glaubten, dass im Himmel die göttliche Ordnung wieder gegeben und die Erde und unser Dasein beeinflussen würde. Auch der Lunare Zyklus wird in 4 mal 7 eingeteilt also 28 Tage. 1+2+3+4+5+6+7 ergibt auch 28.

In unseren Breitengraden zählt die 7 als Glückszahl. In Asien hingegen bedeutet sie Unglück...

Um die Zahl 7 ranken sich viele Mythen, so wundert es nicht, dass der Dornwald 7 Jahre dürr war. Er liesse sich durchaus mit der Menschheit vergleichen, die lange in Dunkelheit lag, ohne Hoffnung auf Erlösung. Erst als der Retter kommt, darf die Menschheit wieder Hoffen und beginnt der Dornwald wieder zu blühen in edelster Gestalt der duftenden Rose.

In die Finsterste Zeit kommt ein Lichtschein. Es ist nicht von ungefähr, dass Weihnachten kurz nach der Sonnwende am 21.12. dem kürzesten Tag des Jahres stattfindet. Ein Licht wurde uns in der dunkelsten Zeit des Jahres geschenkt.


„Maria durch ein Dornwald ging,

Maria durch ein Dornwald ging,

der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen.

Jesus und Maria.


Was trug Maria unter ihrem Herzen?

Kyrie eleison.

Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,

das trug Maria unter ihrem Herzen.

Jesus und Maria.


Da haben die Dornen Rosen getragen,

Kyrie eleison.

Als das Kindlein durch den Wald getragen,

da haben die Dornen Rosen getragen.

Jesus und Maria.


Wie soll dem Kind sein Name sein?

Kyrieleison.

Der Name der soll Christus sein

Das war vom Anfang der Name sein.

Jesus und Maria!


Wer soll dem Kind sein Täufer sein?

Kyrieleison.

Das soll der Sanct Johannis sein,

Der soll dem Kind sein Täufer sein!

Jesus und Maria!


Was kriegt das Kind zum Pathengeld?

Kyrieleison.

Den Himmel und die ganze Welt,

Die kriegt das Kind zum Pathengeld!

Jesus und Maria!


Wer hat erlös’t die Welt allein?

Kyrieleison.

Das hat gethan das Christkindlein,

Das hat erlös’t die Welt allein! –

Jesus und Maria!"




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